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Liebe. Ein Geheimnis wie Gott.

Der britische Wissenschaftler Tim Lomas hat sich in 50 Sprachen umgesehen, welche gedanklichen Konzepte wir Menschen uns von dem universellen Gefühl „Liebe“ machen. Sein Ergebnis: das klassische Konzept der Griechen rund um Eros, Philia, Storge und Agape prägt das Liebesbewusstsein noch immer. Doch echte Connaisseure schwören seinen Forschungen zu Folge auf eine Mischung des großen Mahls aus bis zu 14 verschiedenen „Geschmacksnoten“. theo-Redakteur Sven Schlebes stellt sie vor, die Lomas-Konzepte der Liebe.

Die Liebe zu Nicht-Menschlichen Phänomenen.


Meraki ~ Ich liebe es, dies zu tun!

Haben Sie schon einmal Menschen erlebt, die in dem, was sie tun, ganz aufgehen? Sie widmen sich einer Tätigkeit aus vollem Herzen und werden eins mit ihr. Beim Spielen, Wandern, Musizieren, Kochen, Tanzen. Es soll sogar Ärzte geben, die bei Operationen am offenen Herzen ihr eigenes verlieren. Das ist: Meraki.

Choros ~ Ich liebe es, hier zuhause zu sein.

Für uns Deutsche bleibt Heimat oft ein diffuses Sehnsuchtsgefühl nach einem Ort, der überall ist, nur nicht hier und jetzt, weil immer etwas nicht stimmt: Das Gegenüber, die Landschaft, das Miteinander.
Gut zu wissen, dass es diese liebevolle Einheit mit seiner Umwelt gibt. Die Waliser nennen das Gefühl „Cynefin“, die Maori „Turangawaewae“. Ich liebe es, an diesem Ort zu sein. Hier gehöre ich hin.


Eros ~Ich bin ganz verrückt nach diesem Ding!

Eros, das war in den griechischen Sagen der Sohn von Aphrodite, der Liebesgöttin, und Ares, dem Kriegsgott. Er schoss Pfeile ins Herz der Menschen und weckte Romantik und Leidenschaft. Lomas meint mit dem Begriff „Eros“ weniger sexuelle Leidenschaft, entdeckt eher die von den Griechen mitgemeinte ästhetische Wertschätzung: Ich liebe diesen Gegenstand. Die Hose, das Bild, das Auto. Wer hütet sie nicht, diese erotischen Artefakte, wie einen Schatz bis in alle Ewigkeit?

Die zwischenmenschliche, nicht leidenschaftliche Liebe

Storge ~ Das ist meine Familie!

Ein wenig wie Choros, die Liebe zum Zuhause. Nur bezogen auf die menschliche, innere Gemeinschaft. Storge ist die Liebe zur Familie, verstanden als der eigene Clan. Biologische Verwandtschaft, kulturelle und/oder ideologische Zusammengehörigkeit, Lebensgemeinschaften. Eine liebevolle Verbundenheit mit den Menschen, denen man sich zugehörig fühlt. Aber nur bei Muttern weiß man wirklich, was Storge ist.

Philia ~ Die Busenfreundin.


Platonische Liebe nennt es der alte Grieche, wenn eine innere Verbundenheit Menschen ohne körperliche Eskalation zusammenhält. Im deutschen Sprachgebrauch rutscht auf das edle Plateau der mentalen Nähe die Körperlichkeit: „Busenfreunde“ gehen durch dick und dünn. Im Idealfall sind selbst Ehepartner Philia-gebunden. Denn sie überdauert die Ebbezeiten eines romantischen Herzens und des willigen Körpers.


Philautia ~ Liebet euch selbst!


Die wohl schwierigste aller schwierigen Künste: die Selbstliebe. Ein schmaler Grat führt zur Meisterschaft der Selbstannahme. Wann wird die autoerotische Beziehung narzisstisch und damit zum Gefängnis, wann behindert das ständige Kümmern um Andere die Selbstentfaltung, die allen anderen im Garten Eden auch zugutekommt? Das weiß wohl nur Gott, aber auch in der Liebe beginnt es, wie vieles im Leben, mit mir.