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CD – Lockdown Supergroup: Ich liebe dich

Du musst nicht verstehen, um zu lieben. Sondern einfach zulassen. Als mir der Algorithmus meines Spotify-Smartphone-Players zum ersten Mal das neue, einzige und erste Album Ich liebe dich der Lockdown Supergroup vorschlug, war es dunkle Nacht. Ich kannte weder die drei Schweizer Solo-Künstler Sophie Hunger, Faber und Dino Brandao, noch verstand ich den Text der 12 in bestem Schwitzerdütsch gesungenen Lieder. Und doch war das Albumfinale Derfi di hebe das Schönste, was ich seit Jahren gehört habe. Ein minimalistisches Vokalstück der drei Solisten, die getragen von einer Akustikgitarre sich gegenseitig in eine Konkordanz mit Ewigkeitshauch verweben ohne Verstrickungsgefahr. Garantiert knotenfrei. Pilger würden dies die Reise ohne Spuren nennen. Maximale Wirkung. Maximale Berührung. Minimaler Fußabdruck. Aufgetaucht aus dem Nirgendwo. Angefasst und entschwoben.


Was folgte, war eine Recherche-Internetnacht auf der Suche nach dem „Woher“ der Künstler und dem „Was war das“ des Albums. Die drei Schweizer haben in den vergangenen Jahren als Solokünstler ihre Wege verfolgt. Sophie Hunger mit der Seele einer Jazzerin, Faber alias Julian Polinna als Sprößling einer italienischen Liedermacherfamlie und Dino Brandao als ehemaliger Straßenmusiker von Baden und Frontmann der Band Frank Bowers.


Jeder für sich auf der Suche nach dem großen Glück. Es war die Einladung eines regionalen Radiosenders, der die drei Freunde in der Pandemie wieder zusammenbrachte. In der WG-Küche von Faber und Brandao stellten die drei einige Stücke für den Abend zusammen und merkten: Da geht mehr. Aus einem zufälligen Auftrag wurde liebevolle Spielerei im Kulturzentrum „Rote Fabrik“, die in einer handfesten Produktions- Affäre in Südfrankreich endete.


12 Stücke über die Liebe. Minimal begleitet von den Instrumenten, die ihren Gefühlen auf der Bühne auch sonst eine Stimme verleihen: Gitarre, Klavier und Streicher. Und gesungen in der Sprache ihrer Mütter: Schwitzerdütsch. Was in Österreich schon seit längerem ein Erfolgsrezept vor allem für jüngere Künstler ist, wurde in der Schweiz lange gemieden: Zu stark die Angst vor der eigenen Regionalität. Doch Corona und die Echtheit tiefer Gefühle machen es möglich: Der zeitgemäße Ausdruck einer ewigen Wahrheit. Liebe trägt und ist stärker als der Tod. Das versteht jeder. Selbst ich. //

Lockdown Supergroup
Ich liebe dich
Label: Two Gentlemen / Rough Trade
https://www.twogentlemen.net
2020

Der Text ist abgedruckt in:

theo. Das unabhängige katholische Magazin, 2020/02, S. 62.

http://www.theo-magazin.de