Kriegerlied
Berchum / Hagen. Sommercamp zum Trialog der abrahamitischen Religionen
Es gibt Momente, die sind besonders. Dann passiert es. Anders, als erwartet. Ganz anders. So geschehen während meines Zwei-Tages-Aufenthaltes auf dem Sommercamp der abrahamitischen Religionen. Schon auf der Fahrt im Auto deutete sich an, dass ein Knoten platz. Bei Königslutter war Stau angesagt. 30 Minuten Stillstand. Dumpfe Schwere. Blei. Eingeschlossensein. Das Gefühl: Zum Schreien. Der Wolf versenkt durch Tieffliegerangriff beim Versuch, die Meerenge von Gibraltar in Hasardeurmanier zu nehmen. U 96 lässt grüßen. Als der Film im Fernsehen lief, konnte ich mir nicht vorstellen, was das heißt: zu sinken. Tiefer als gedacht. Festzusitzen. Der Jäger im Nahtod.
Meine letzten Jahre waren so. Tauchgang. Freiwillig nach einigen Anschüssen. Nichts Wildes. Eigentlich. Doch ich wollte sehen, was da unten ist.
Dunkelheit. Stille. Starre. Windstille.
Dann löst sich der Stau. Es ist dunkel geworden. Wir werden immer schneller. Aufstieg. Dann das Fenster auf. Vollgas. Der graue Wolf ist wieder da. Das Boot steigt. Überlebt.
In Berchum geht es um Religion. Jugendliche. Das moderne Leben. Organisiert von Benedikt Stumpf, fotografiert von Wolfgang Bellwinkel, angeleitet u.a. von Ghandi, dem Liebling der Jugendlichen. (Link zur mla academy)
Zwischen dem Gelächter kommt das Gespräch auf das Woher, Warum und Wohin.
Stumpf und Bellwinkel kennen sich aus Sarajevo. Sie haben sich an einer Panzerhaltestelle in den 90ern kennengelernt. Der eine war aus Neugier da, der andere suchte ein Examensthema. Kriegsfreundschaft.
Ghandi kommt aus dem Libanon, ist Druse. Glaubt an die Wiedergeburt, hat keine Angst vor dem Tod und erinnert mich an meinen alten Spieß Breitbeinig steht er in Mitten seiner Leute, spricht ihre Sprache, hat dieses Gewissheit ähnlicher Erfahrung und der Kostbarkeit des Lebens. Allem „Scheiß“ zum Trotz.
Meine BW-Zeit rauscht vorbei. DieOption, ebenfalls in den Kosovo einzutauchen. Schrott haben wir alle gesehen. Genug. Angschossen wurden wir alle. Emotional, Materiell. Geistig. Aber wir leben noch.
Es geht um die wesentlichen Dinge im Leben. Nicht um das Tüllgedöns moderner Karriereakademikerlebensläufe. Klare Worte. Einfach. Reduziert. Vom Tod wird gesprochen. Den haben die Kinder dort zum Teil auch gesehen. Alles hat seine Unschuld verloren: Sex, Essen, das Miteinander. Schattenkrieger.
Gott, das Licht und das Leben, spielt imemr wieder ein Rolle. Selbstverständlich. Nicht künstlich verdreht. Der Chef hat einen harten linken Haken (Peter Fox).
Aber er lebt. Wir leben.
„Entweder Priester oder Krieger“.
Sagte mein Spieß immer, wenn die Dunkelheit kam.//